Nockpunkthöhe, Buttonhärte, Rohschafttest, Spine

Magazin "Faszination Bogen" 1/17 Artikel "Grundeinstellungen beim Recurvebogen" von Günter Kuhr, 13. März 2017

Nockpunkthöhe
Als erstes sollte definiert werden, was mit der "Nockpunkthöhe" gemeint ist: Von der Pfeilauflage wird eine senkrechte Linie auf die Sehne gedacht, der Schnittpunkt mit der Sehne ist der Ausgangspunkt der Nockpunkthöhe. Der Pfeilnock liegt einen Betrag, der Nockpunkthöhe darüber, der Meßpunkt ist die obere Kante des Pfeilnocks. Die Messung erfolgt mit einer einfachen Lehre, die jeder Bogenschütze besitzen sollte. Die Bilder, die in diesem Artikel dazu gehören sind seltsam... neue Auflagen, Pfeile mit SpinWings und der dazugehörige Unbefiederte mit einer Massensimulation der Federn. SpinWings wiegen praktisch nichts, deshalb erübrigt sich auch eine Massensimulation.
Buttonhärte ausschießen
Die Pfeilanlage (Vorstand und auch die Härte) hat Einfluss auf den Azimuthwinkel des Pfeiles, wenn er den Bogen verläßt. Die Flugbahnen auf verschiedene Entfernungen liegen mitnichten auf einer einzigen senkrechten Ebene. Die kann gerade sein, muß aber nicht, die wird im Normalfall in der Senkrechten und horizontalen Richtung gekrümmt sein. Und diese Krümmung hat garnichts mit der Abstimmung zu tun. Das bedeutet, wenn mit dem wohlabgestimmten System Pfeil-Bogen auf verschiedene Entfernungen unterschiedliche Seiteneinstellungen ermittelt werden, ist das eben so. Daran Herumbasteln ist Zeitverschwendung.
Rohschafttests zur Pfeil- und Bogenabstimmung
Die praktische Abstimmung Pfeil-Bogen erfolgt auf 10-18m. Innerhalb dieser Entfernungen sind noch innenballistische Einflüsse denkbar. Diese Abstimmung ist prinzipiell einfach, die berühmt-berüchtigten Gabriel- und Bergerteste gehören natürlich nicht dazu, sondern nur die sorgfältige Durchführung des Schießen mit unbefiedertem/befiederte Pfeil auf 10 und 18m. Diese Verfahren sind auch genau genug beschrieben. Sie sind aber zeit- und kostenaufwendig. Die Abstimmung wird nicht genauer und nicht besser wenn auf größere Entfernungen geschossen wird. Ich selber rechne die Abstimmung.
Clearance-Test
Bei einer guten Abstimmung Pfeil-Bogen mit dem unbefiedertem/befiedertem Pfeil habe ich noch nie (bei über 50 durchgeführten Abstimmungen) Probleme mit dem Kontakt Pfeil-Bogen während der Schußzeit gehabt. Andere wohl schon. Und die haben an der Abstimmung rumgebastelt, weil sie einen bestimmten FOC haben wollten, den irgendjemand empfohlen und als der Weisheit letzter Schuß hingestellt hat. Oder sie haben mit der Pfeilanlage rumgespielt, um auszuprobieren, wie sich Centerstellung anfühlt. Oder sie hatten Pech, bei sehr preiswerten Pfeilen an solche zu geraten, bei denen die Spinetoleranz ein im Sinne des Wortes weites Feld war. Bei einer kritischen Abstimmung (wenn die Abstimmung sich sehr zur steifen Seite neigt), kann es passieren, dass einzelne Pfeile, die den Nominalwert des Schaftes unterschreiten (beispielsweise angegebener Spine un ca 30 Punkte unterschritten), die Schaftlänge unter die kritische Knicklänge fällt. Dann tut sich garnichts mehr mit elastischer Knickung, dann knallt halt des Heck dieses speziellen Pfeiles irgendwo an das Bogenfenster.
Spine
Da schreibt Kuhr, Zitat:
Der Spine gibt Auskunft über das Schwingungsverhalten des Pfeilschaftes
Nein. Der Spine ist ein Form-Werkstoffwert, der im Zusammenhang mit den Elastizitätsmoduln der verwendeten Werkstoffe Auskunft über das Biegeverhalten eines so konstruierten Stabes gibt. Über Verhalten des Schaftes während der Schußzeit (ca 12-14ms beim Recurve), also sein Biegeschwingungsverhalten erhält man nur Auskunft, wenn man Schaftlänge, spezifische Schaftmasse, Spine, Spitzenmasse, Federnmasse, Nockmasse und die Beschleunigungsfunktion des Bogens a=f[t] in Abhängigkeit von der Zeit kennt. Und das ist die einfache Variante (die ich benutze). Wenn man etwas allgemeinverständlich (für ein Magazin) und gleichzeitig richtig darstellen will, sollte man sorgfältig arbeiten.

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